Protest-Schild "Das Geld der IG Farben gehört den Opfern von Auschwitz!"
Mit Schildern für Gerechtigkeit: Peter Gingold demonstrierte für eine gerechte Entschädigung von NS-Zwangsarbeiter/innen der I.G. Farbenindustrie.
Die Protest-Schilder stammen aus dem Nachlass von Peter Gingold. Sie wurden bei verschiedenen Demonstrationen gegen die Aktionärsversammlung der I.G. Farben in Abwicklung (i.A.) benutzt. Peter Gingold forderte bei diesen Protesten zusammen mit anderen Holocaust-Überlebenden, kritischen Aktionären, Gewerkschaften und antifaschistischen Organisationen die endgültige Auflösung der I.G. Farben und eine angemessene Entschädigung der Opfer.
Die Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG, die 1925 durch den Zusammenschluss von deutschen Chemieunternehmen entstand, setzte Zwangsarbeiter/innen eines Außenlagers von Auschwitz ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die I.G. Farben zerschlagen und die I.G. Farben i.A. als rechtlicher und wirtschaftlicher Nachfolger aufgespalten. Eine Entschädigung der Opfer musste erst von diesen erkämpft werden. Ab den 1980er Jahren nahmen die Demonstrationen gegen die I.G. Farben i.A. zu. Hauptversammlungen konnten regelmäßig nur unter Polizeischutz stattfinden. Neben den Nachfolgegesellschaften wehrte sich auch die I.G. Farben i.A. gegen Wiedergutmachungszahlungen. Gleichzeitig wurde mit Aktien der I.G. Farben an der Börse spekuliert und Aktionäre bekamen Dividenden ausgezahlt. Darauf nehmen die Prostest-Schilder ebenso Bezug, wie auf Zyklon B., das auch von den I.G. Farben produziert und in Konzentrationslagern zur Ermordung benutzt wurde. Peter Gingold hatte auch einen sehr persönlichen Bezug zu den Protesten, denn seine Geschwister Leo und Dora wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Eine 2001 gegründete Stiftung sollte die Opfer entschädigen. Bei ungefähr 450.000 zu entschädigenden Opfern war sie nur mit 500.000 DM ausgestattet. Im Jahr 2003 meldeten die I.G. Farben i.A. Insolvenz an, die Aktien blieben jedoch noch bis 2012 an der Börse notiert.