Kopf des Ochsen vom Krönungsfest
Die Festgäste stritten auf dem Römerberg um jedes Erinnerungsstück der prachtvollen Kaiserkrönungen in der Reichsstadt Frankfurt.
Der Ochsenkopf samt Körper wurde am 3. April 1764 zur Krönungsfeier Josephs II. in einer Holzhütte mit Küche auf dem Römerberg gebraten. Nachdem der Kaiser im Rathaus gewählt und im Dom gekrönt worden war, gab es im Rathaus ein Festbankett für die Mächtigen. Auf dem Römerberg feierte gleichzeitig das Volk den neuen Herrscher.
Durch die Wahlen und Krönungen von Königen und Kaisern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde Frankfurt zu einer bedeutenden internationalen politischen Bühne –vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Zu diesem Ereignis trafen sich die mächtigsten Fürsten des Reiches, die Kurfürsten, um ihren zukünftigen Herrscher zu wählen und zu krönen. Auch internationale Gäste reisten an, Gesandtschaften der Könige von Frankreich, Spanien oder England, aber auch aus dem Osmanischen Reich. Während der Krönungsfeierlichkeiten erlebte Frankfurt eine Verdoppelung seiner Bevölkerung.
Das große Volksfest auf dem Römerberg wurde vom Kaiser selbst als Zeichen seiner Großzügigkeit ausgerichtet. Zuerst erhielt der Kaiser ein Stück vom Ochsen. Dann wurden Bretterküche und Weinbrunnen für die feiernde Masse geöffnet; nicht selten kam es zu Rangeleien um begehrte Erinnerungsstücke. So berichtet Johann Wolfgang Goethe über das 1764er Fest: „Um den gebratenen Ochsen aber wurde diesmal wie sonst ein ernsterer Kampf geführt. Man konnte sich denselben nur in Masse streitig machen. Zwei Innungen, die Metzger und Weinschröter, hatten sich hergebrachtermaßen wieder so postiert, dass einer von beiden dieser ungeheure Braten zu Teil werden musste. … wer aber diesmal den Sieg davongetragen, ist mir nicht mehr erinnerlich.“
Der Ochsenkopf ist eines der frühesten Sammlungsobjekte des Museums. Er wurde von der Weinschrötergesellschaft am 7. Mai 1879 dem Museum geschenkt. Gesiegt hatten 1764 wohl die Weinhändler.