Modell "Altstadtauskernung Frankfurt a. M. 1936"
Die NS-Stadtverwaltung (1933-1945) sanierte aus ideologischen Gründen: die Fachwerk-Altstadt sollte zur „Stadt des deutschen Handwerks“ passen.
Das Lehrmodell zeigt das Handwerkerhöfchen. Es veranschaulicht die „Auskernungen“ als Teil der Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen während der Zeit des Nationalsozialismus. Mit einer Kurbel können die entfernten Gebäude im Innenhof hochgefahren werden.
Die Nationalsozialisten trieben die Modernisierung unter dem Namen „Altstadtgesundung“ voran. Stadtoberbaurat Theodor Derlam (1886-1970) war der Verantwortliche, der die Sanierung und Modernisierung der Altstadt seit Mitte der 1920er Jahre plante und später umsetzte. Durch Abrisse, Sanierungen und „Auskernungen“ sollten die Wohnbedingungen verbessert und die Altstadt aufgewertet werden. Es wurden Hinterhäuser abgerissen und Höfe geschaffen. Dabei wurden teilweise Gebäude abgerissen, die in besserem Zustand als die sie umgebenden Häuser waren. Diese wurden wiederum als historisch wertvoll angesehene Gebäude erhalten. Doch neben den tatsächlich notwendigen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen der Häuser – viele hatten weder Bad noch Toilette – wurde das Programm auch dazu genutzt, die Sozialstruktur der Altstadt zu verändern. Bewohner/innen, die nicht den nationalsozialistischen Vorstellungen entsprachen, wurden umgesiedelt und stattdessen Gewerbe und Handwerke angesiedelt. 1935 wurde Frankfurt zur „Stadt des deutschen Handwerks“ erklärt, und passend dazu sollte ein der Ideologie entsprechendes Bild geschaffen werden. Das Modell wurde zusammen mit dem verschollenen Modell des Kirschgartens an der Kleinen Fischergasse auf der „Bau- und Siedlungsausstellung“ im Herbst 1938 ausgestellt, um die „Altstadtgesundung“ vorzustellen.
Zwar ist das Modell entgegen ihrer Angewohnheit nicht von den Brüdern Treuner signiert, doch Materialuntersuchungen und UV-Aufnahmen verweisen auf sie als Urheber.