Modell der zerstörten Frankfurter Altstadt
Das „Zerstörungsmodell“ der Altstadt lieferte den Befürwortern eines modernen Wiederaufbaus Argumente.
Die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges, vor allem der schwerste Angriff vom 22. März 1944, zerstörten die Frankfurter Altstadt fast vollständig, darunter auch Dom, Römer, Goethehaus und Paulskirche. Nur das Fachwerkhaus „Wertheim“ blieb nahezu unbeschädigt. Die Feuerwehr konnte das Haus vor den Bränden schützen, um einen Fluchtweg aus den Kellern des Römer-Areals zum Main offen zu halten. Nach 1945 brach der Streit um die Modernisierung der Stadt erneut aus. Die Forderungen nach einer Rekonstruktion der Altstadt wurden von den städtischen Planern abgelehnt. Ebenso wurde der Vorschlag des Architekten Werner Hebebrand (1899-1966), Leiter des Stadtplanungsamtes von 1946 bis 1948, moderne Gebäude auf den erhaltenen, steinernen Sockelgeschossen zu errichten, nicht realisiert. Nach Kriegsende fertigten die Brüder Treuner das „Zerstörungsmodell“ unter Verwendung von Schuttmaterial der Altstadt an. Es wurde 1946 in der Landesausstellung „Hessische Wirtschaft“ in Wiesbaden ausgestellt. Das Modell sollte helfen, die Menschen für eine Neubebauung und gegen die Rekonstruktion der Altstadt zu gewinnen. Der Vergleich mit Fotografien aus dieser Zeit zeigt, dass das Modell die Zerstörung in einem viel größeren Ausmaß darstellt. Es sollte den Befürwortern der Altstadt-Rekonstruktion deutlich machen, wie sinnlos das Anliegen angesichts einer solchen Zerstörung sei. Gleichzeitig eröffneten sich in der früher dicht bebauten Altstadt nun offene Räume, die nun komplett neu geplant und gestaltet werden konnten. Die Zerstörung bot die Möglichkeit, die Innenstadt zu modernisieren, sie verkehrsgerecht wieder aufzubauen und für bessere Wohnbedingungen zu sorgen. Das Modell wurde um 1980 auf dem Dachboden der hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden entdeckt und dem Museum übergeben.