Abbruchstück vom „Betonbau“ des Historischen Museums
Der Betonbau des Historischen Museums war schon bald nach der Eröffnung 1972 umstritten und überholt, das Leitbild „Museum für Alle“ besteht.
Das Bruchstück zeigt ein besonderes Detail des „Betonbaus“ für das Historische Museum: Eine Art „Kragstein“. Der Neubau war durch das städtische Hochbauamt von 1969 bis 1972 im Stil des Betonbrutalismus geplant und errichtet worden. Der Systembau wies ein Stützenraster von 8,6 Metern auf, das Raster der Träger im Abstand von 4,3 Meter definierte zugleich das Maß der Fassadenplatten und wurde an den Fassaden mit solchen „Kragsteinen“ sichtbar gemacht. Mit diesem markanten Motiv erwies der Bau sogar eine Reverenz an die Architektur der Altstadt.
Die markanten Fensterbänder ließen den Bau wie eine Schule erscheinen. Diese Anknüpfung war für den modernen Museumsbau revolutionär: Leitbauten der Nachkriegsmoderne wie das Essener Museum Folkwang von Horst Loy (1956-59) schlossen mit ihren wertigen Natursteinfassaden an die „Musentempel“ der Vorkriegszeit an. Das Historische Museum wollte zum Ort für einen lebendigen Dialog werden und eine moderne Bildungsstätte anbieten. Die nüchterne Ausstellungsgestaltung sollte den kritischen Blick auf die Vergangenheit betonen.
Abgerissen wurde der Betonbau im Sommer 2011. Ausschlaggebend waren nicht die Brandschutzmängel: Es gab diverse Konzepte für einen Umbau. Vielmehr war es der letzte Akt einer über hundertjährigen Debatte um die „Reparatur“ der Altstadt. Diese jüngste Altstadt-Debatte begann gleichzeitig mit der Sanierung des Museums in 2005. Die Durchsetzung des „Dom-Römer-Projekts“ 2007 war ein Durchbruch: Die Stadtpolitik und die Öffentlichkeit war nun bereit für große Investitionen in der Altstadt. Auch der Wettbewerb für den Neubau des Museums wurde in 2007 begonnen. So kurz die Lebensdauer des zeichenhaften Betonbaus war – noch nicht einmal 40 Jahre hat er gestanden –- so dauerhaft ist die didaktische und integrative Haltung der Museumskonzeption von 1972 gewesen. Alle Museen wollen heute Lernort für alle sein.